Dass supportive Maßnahmen bei onkologischen Patienten unverzichtbar sind um moderne Tumortherapien durchzuführen hat sich inzwischen in den onkologischen Fachkreisen etabliert. Die fach-und indikationsspezifische Rehabilitation erfuhr jedoch lange Zeit wenig Aufmerksamkeit und wurde in Onkologenkreisen häufig als nicht notwendig erachtet. Dies hat sich grundlegend geändert. Die hohe und ständig zunehmende Bedeutung der Rehabilitation im Betreuungskonzept onkologischer Patienten wurde beim Deutschen Krebskongress 2016 sehr deutlich, denn zahlreiche Sitzungen beschäftigen sich mit psychosozialen und medizinischen Themen, die in der Rehabilitation und Wiedereingliederung von Tumorpatienten in das Leben nach der onkologischen Behandlung wichtig sind
Weshalb nimmt die Bedeutung der onkologischen Rehabilitation so stark zu?
Die onkologische Rehabilitation wird immer wichtiger, da die Inzidenz von Tumorerkrankungen zunimmt und in den nächsten Jahren weiter ansteigen wird. Darüber hinaus werden moderne onkologische Therapien die Lebenserwartung der Patienten weiter verbessern. Damit werden auch Folgestörungen von onkologischen Therapien eher präsent werden und entsprechende Behandlungskonzepte erfordern.
Was sind die Ziele der Rehabilitation onkologischer Patienten?
Die Rehabilitation soll die Teilhabe der Patienten am Erwerbs- und Sozielleben gewährleisten. Dies gelingt uns, indem wir Patienten auf die Probleme nach onkologischen Therapien aufmerksam machen, ihnen Behandlungskonzepte anbieten und somit eine eigenständige Weiterbehandlung im persönlichen Umfeld ermöglichen.
Sollte die Rehabilitation indikationsspezifisch oder fachübergreifend erfolgen?
Sie sollte im Wesentlichen fachübergreifend erfolgen, da wir eine Vielzahl von Diagnosen haben. Folglich sind viele Fachdisziplinen im medizinischen, aber auch im paramedizinischen Bereich einzubinden, um einer großen Anzahl an Folgestörungen onkologischer Erkrankungen auf fachlich hohem Niveau Rechnung tragen zu können. Das bildet auch die S3-Querschnittsleitlinie zu speziellen Rehabilitatiosthemen ab, die zurzeit von der ASORS erarbeitet wird.
Welche Patienten benötigen ganz besondere Maßnahmen?
Einerseits Patienten, bei denen eine Rückkehr ins Erwerbsleben im Raum steht. Hier muss ein besonderes Konzept im Rahmen der medizinisch-beruflich orientierten Rehabilitation durchgeführt werden. Andererseits Patienten mit schwerwiegenden Folgen der Antitumortherapie. Dazu gehören z.B. Patienten mit Lungenteilresektion oder mit Schluck-Störungen nach einer Kopf-Hals-Tumor Operation und Patienten mit Magenresektion, die das Essen wieder neu lernen müssen. Nach längerem Krankenhausaufenthalt sind ebenfalls besondere Maßnahmen notwendig. Ebenso für diejenigen Patienten, die unter psychischen Folgestörungen der Erkrankung und Therapie leiden.
Was waren für Sie die Highlights beim Krebskongress aus Perspektive eines Rehabilitationsmediziners?
Ein Highligt war die Möglichkeit, auf die Bedeutung von onkologischer Rehabilitation als Startpunkt des Cancer Survivorships hinzuweisen und aufzuzeigen, dass rehabilitative Aspekte einen wertvollen Beitrag leisten können. Es wurde gezeigt, dass die Rehabilitation nicht als separate und abgeschlossene Maßnahme zu verstehen ist, sondern einen Teil der Langzeitbetreuung von Krebspatienten darstellt.
Das Interview führte Dr. Petra Ortner, München